Nyctereutes procyonoides
Ausbreitung
Der Marderhund (Enok, Tanuki, Raccoon Dog) ist ursprünglich in Ostasien (Japan, China, Korea) beheimatet und wurde seit Ende der 1920-iger Jahre in der Sowjetunion (später UdSSR) als Pelzlieferant gezüchtet. Beginnend um das Jahr 1930 herum wurden über 9000 Tiere ausgesetzt. Seitdem breitet sich der Marderhund in Nordeuropa in westliche und östliche Richtung aus. In Deutschland trat der Marderhund erstmals 1962 im Emsland auf und breitete sich seitdem hauptsächlich in den östlichen und nördlichen Bundesländern aus. Inzwischen ist er in fast allen Bundesländern nachgewiesen.
Marderhunde bevorzugen bewaldete Flächen und teilen sich Habitate mit Dachs und Fuchs, deren Bauten sie nutzen und in denen sie auch ihre Winterruhe halten. Im Gegensatz zu Waschbären können sie nicht klettern, sind also auf den Bodennahen Raum beschränkt. Durch ihr waldbezogene Lebensweise sind sie bisher noch nicht als Kulturfolger in europäischen Städten anzutreffen. Die zukünftige Ausbreitung wird weiter erfolgen und sich nach Süden und Norden ausdehnen. Inzwischen sind Marderhunde u.a. auch auf dem britischen Festland angekommen. Die klimatischen Gegebenheiten in Europa und die omnivore Ernährung der Tiere ermöglichen eine weitere Expansion des Lebensraumes.
Partnerschaft
Im Gegensatz zu anderen Raubtieren, wie beispielsweise dem Wolf, leben Marderhunde nicht in größeren Sozialverbänden zusammen. Sie leben entweder als Einzelgänger oder in einer dauerhaften, monogamen Paarbindung, bei der sich Männchen und Weibchen den Bau und das Revier teilen. Ebenfalls teilen sich beide Partner die Aufzucht der Jungtiere.
Populationsgröße
Basierend auf Streckendaten kann die Marderhundpopulation in Deutschland auf über 300.000 Tiere geschätzt werden, genaue Zahlen sind jedoch schwierig zu bestimmen. Auch hier ist der größte Ausbreitungstreiber das Fehlen natürlicher Feinde wie Großkatzen oder Wölfen.
Generalist
Der Marderhund ernährt sich omnivor, demnach also sowohl von pflanzlichen als auch von tierischen Nahrungsbestandteilen. Hierbei beeinflussen die Landschaft sowie die Jahreszeit das Nahrungsangebot. Der Marderhund ernährt sich von dem, was zur Verfügung steht. Im Sommer besteht das Nahrungsangebot überwiegend aus Früchten, kleinen Säugetieren, Amphibien, Vögeln und Invertebraten, im Winter wiederum sind die Hauptnahrungsbestandteile kleine Säugetiere und Aas.
Im Spätsommer und Herbst frisst sich der Marderhund große Fettreserven an. Diese sind wichtig, da er in Gegenden mit sehr kalten Wintern eine Winterruhe hält. Als Schlaf- und Überwinterungsplätze werden alte und verlassene Dachs- und Fuchsbaue genutzt. Während der Winterruhe ist der Marderhund nur sehr eingeschränkt aktiv und geht kaum auf Nahrungssuche.
Verhalten
Befindet sich der Marderhund in einer Gefahrensituation, aus der er nicht flüchten kann, so stellt er sich tot. Dabei bleibt er bewegungslos und mit geöffneten Augen liegen. Dieses Verhalten nennt man Thanatose oder auch Totstellreflex und es dient vor allem als Schutz vor Fressfeinden, die bei ihrer Beute besonders auf Bewegung reagieren. Fressfeinde gibt es in Europa für ausgewachsene Marderhunde jedoch kaum, nur Jungtiere werden selten durch Fuchs oder Uhu bejagt. Daher ist diese Besonderheit wohl auf das Verhalten im ursprünglichen Verbreitungsgebiet zurückzuführen – dort muss sich der Marderhund vor Fressfeinden wie beispielsweise Tiger oder Braunbär schützen.